Das Leid

Es gibt zwei Räume, in einem Raum befindet sich ein Stuhl, der andere Raum ist leer.
Du sitzt auf dem Stuhl im ersten Raum.

Dann stehst Du auf und gehst hinüber in den zweiten, leeren Raum, und Du kannst den Stuhl nicht mehr sehen. In Deiner Erinnerung ist dieser Stuhl jedoch noch im Nachbarraum vorhanden. Die einzige Realität zu diesem Stuhl besteht nur noch in Deiner Erinnerung.
Deine Lebenserfahrung sagt Dir zwar, dass der Stuhl noch immer im Nachbarraum vorhanden ist, aber Dich selbst betrifft er nicht mehr.

Die Frage ist: Was ist dieser Stuhl in Bezug zu Dir? Die Antwort lautet: Nichts. Der Stuhl befindet sich gerade jetzt in Deiner Erinnerung, nicht in Deiner Realität.

Das Leid

Ich kann nur so lange beleidigt sein, wie die Erinnerung den Status des Leids aufrecht erhält. Auch wenn die Vergangenheit nur noch ein Gedanke ist und sich nur noch im Kopf abspielt, bleibt das Leid fortbestehen.
Ich denke Leid. Die Beleidigung ist fort und übrig bleibt das Jammern um vielleicht einen verletzten Stolz, der eigentlich schon vorher verletzt war, sonst gäbe es das Leid nicht.

Oder ich denke Leid, weil ich meinen Willen nicht gekriegt habe. Ich habe auf den anderen Menschen Zwang ausgeübt. Der hat nicht darauf reagiert und jetzt bin ich beleidigt.

Die Frage ist: Was ist das Leid in Bezug zu Dir? Die Antwort lautet: Nichts. Das Leid befindet sich gerade jetzt in Deiner Erinnerung, nicht in Deiner Realität.

Leid spielt sich in der Vergangenheit ab, und der verletzte Stolz erhält ihn in Erinnerung aufrecht. Es ist nur eine Erinnerung, keine Realität.

Wer sich darüber bewusst ist, der kann seine Erinnerung ohne das Leiden auflösen. Es ist nicht mehr da, also gibst Du es weg.